Ja, meine Damen und Herren, einen wunderschönen guten Abend. Es trifft sich ja gut, dass es regnet,
da sitzen wir hier im Trocknen und können uns mit anderen Dingen sehr gut befassen. Ja,
wenn jemand, das ist jetzt der kurze Werbeblock, noch was für die Oberpfalz tun will,
es gibt das hervorragende Buch 111 Orte in der Oberpfalz, die Sie gesehen haben müssen,
da bin ich auch der Autor. Ja, ursprünglich, das wurde gerade gefragt, ursprünglich sollte
ich Ostfriesland, meine alte Heimat, bearbeiten, aber der Verlag in Köln hat gesagt, ist schon weg,
wir haben da so was ähnliches. Ich war mir überlegt, was ähnliches wie Ostfriesland,
ja, wir finden niemand für die Oberpfalz. Da ich da aber seit jeher gerne hinfahre und das
wunderschön finde, die Biergärten im Moment nicht so, aber im Sommer finde ich die alle herrlich,
sage ich, ja, kenne ich Oberpfalz, super und ich habe viele Freunde, Norbert Neugier, falls den
jemanden irgendwie kennt oder die Lissi Aumeyer und so, da habe ich gesagt, das mache ich. Also so
kommt ein Ostfriesland dazu, ein Buch über die Oberpfalz zu schreiben. Werbeblock, Ende. So,
jetzt geht es los. Irgendwo habe ich hier auch einen Umschalter, ich hoffe, der ist jetzt auch
eingeschaltet. Mal sehen, was passiert. Wenig. Ja, also Zukunftsforschung legen wir los und machen
ein paar kleine Einblicke. Viele denken ja, wir erforschen die Zukunft. Die Zukunft erforschen wir
aber nicht, weil die ist nämlich offen. Die kann ich gar nicht erforschen, die ist nicht determiniert,
also die ist nicht festgelegt, die ist nicht fertig, sondern die ist also offen. Deswegen machen wir
das nicht, sondern unser Gegenstand ist der Möglichkeitenraum, in dem sich diese Zukunft
irgendwo befindet und weil es da viele Möglichkeiten gibt, sprechen wir von Zukunften. Also wir
untersuchen Zukunften, also in diesem Möglichkeitenraum. Dazu benutzen wir sehr,
sehr viele Methoden, die ich Ihnen definitiv alle nicht vorstellen werde, weil wir wollen ja vor dem
Wochenende noch wieder zu Hause sein. Deswegen konzentrieren wir uns auf die ganz rechts unten,
auf die Portents-Suche, die werde ich Ihnen erklären, weil die ist eigentlich sehr spannend,
oder was heißt eigentlich? Geprägt hat den Begriff Bernard Meyo, der im Gegensatz zur Meinung meiner
Tochter früher nicht Erfinder der Mayonnaise ist, sondern einfach nur so einen merkwürdigen Namen
besitzt. Und Bernard Meyo hat einen legendären Aufsatz geschrieben über Traces and Portents.
Traces, das sind die Spuren, die ein Archäologe sucht, also eine Scherbe, ein altes Pagament,
irgendetwas in der Art. Und er ist davon ausgegangen, dass es auch Spuren gibt, die auf die Zukunft
hinweisen und dass wir sie identifizieren können. Also dass gewissermaßen eine mögliche Zukunft
angelegt ist in Gegenwart und Vergangenheit und wir Spuren, Hinweise finden können vor Boden. Also
alle aktuellen Phänomene beinhalten irgendwo die Zukunft. Und diese besonderen Zukunftsspuren,
die hat er als Portents bezeichnet. Im Deutschen gibt es so was ähnliches, der Philosoph Ernst
Bloch hat das Zukunftskeime genannt. Das ist vielleicht verständlicher, aber international
benutzt man den Begriff Portents. Und diese Portents findet man intensiv in einer ganz bestimmten
Literaturgattung. Es ist nicht das bürgerliche Trauerspiel, sondern die Science Fiction. Da
finden wir sehr sehr viele von diesen Portents. Und die Science Fiction wiederum wimmelt von Nova,
das ist der Plural, Single, das Novum. Das Novum, das sind diese Erfindungen in der Science Fiction,
die sind ganz wichtig. Also die gibt es in anderen Literaturgattungen ja gar nicht. Also das Licht
schnell Raumschiff oder mal der Roboter oder die Laserwaffe. Also alles was man so kennt,
das wird in der Literaturwissenschaft Novum genannt bzw. Plural Nova. Und das ist ein ganz
wichtiges gattungsspezifisches Merkmal. Es muss übrigens nicht wissenschaftlich-technischer
Natur sein, es kann auch gesellschaftlicher Natur sein. Also der gesellschaftliche Zustand bei
George Orwell in 1984, Big Brother is Watching You, ist auch ein Novum. Also das reduziert sich
nicht auf das Technische. Aber interessant sind natürlich vor allem diese technischen Nova.
Wenn wir uns die Möglichkeiten in dieser Zukunft ansehen, stoßen wir auf zwei sehr unterschiedliche
Räume. Einmal ist es der Raum, der wissenschaftlich definiert wird, nämlich der Wahrscheinlichkeitsraum.
Komme ich gleich noch später drauf. Auf der anderen Seite ist der Möglichkeitenraum,
der eben unter anderem von Visionären und von der Science Fiction eröffnet wird. Der ist wesentlich
größer als der kleine Wahrscheinlichkeitsraum. Ja, wissenschaftlich geht man da gerne mit der
sogenannten Prognose ran. Dass wir also versuchen, die Zukunft möglichst präzise wissenschaftlich zu
Presenters
Dr. Bernd Flessner
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:11:18 Min
Aufnahmedatum
2024-03-05
Hochgeladen am
2024-03-26 15:06:03
Sprache
de-DE
Ein oft übersehenes Detail der Wissenschaftsgeschichte sind Unmöglichkeitsprognosen involvierter Expertinnen und Experten, die immer wieder wissenschaftlichen wie technischen Utopien eine klare Absage erteilen. Fliegen nach dem Prinzip „Schwerer als Luft“, der Flug über den Atlantik, der Flug zum Mond, das Taschentelefon, die Plattentektonik oder die Sequenzierung des menschlichen Genoms – regelmäßig melden sich Autoritäten zu Wort und erklären die Unmöglichkeit oder Nichtrealisierbarkeit des avisierten Projekts. Der Vortrag bietet einen kleine Zeitreise durch die Geschichte der Unmöglichkeitsprognosen.
Dr. Bernd Flessner arbeitet als Zukunftsforscher am Kompetenzzentrum für interdisziplinäre Wissenschaftsreflexion (FAU ZIWIS). Als wissenschaftlicher Beirat des Deutschen Museums ist er für das Zukunftsmuseum in Nürnberg zuständig. Er hat für DHL, Telekom, Imbus AG an zahlreichen Zukunfts- und Szenariostudien mitgearbeitet und Bücher zu Zukunftsfragen und zur Science Fiction veröffentlicht. Sein aktuellstes Werk: Dierk Spreen / Bernd Flessner (Hg.): Die Raumfahrt der Gesellschaft. Wirtschaft und Kultur im New Space Age. Bielefeld (transcript) 2021